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10. Kapitel.

Maria Wieland lag auf den Diwan des Wohnzimmers. Neben ihr saß ihre blonde Schwägerin und versuchte die völlig im Schmerz Aufgelöste zu trösten. – Vor kaum einer halben Stunde war ein Telegramm Dreßlers eingetroffen. So vorsichtig es auch abgefaßt war, – Wielands ahnten sofort das Richtige. Mit einem Wehlaut war die durch die Aufregungen der letzten Tage erschöpfte Frau zusammengebrochen, und nur den zärtlichen Bemühungen des Gatten und den herzlichen Worten seiner Schwester gelang es, die Fassungslose etwas zu beruhigen. – Auf die furchtbare Nervenanspannung war jetzt eine fast gleichgültige Ruhe gefolgt.

Maria hatte aber endlich den Mut gefunden, dem Gatten alles das mitzuteilen, was sie aus Furcht, seine Liebe zu verlieren, bisher so ängstlich verschwiegen hatte. Karl Wieland aber hatte sie nach dieser rückhaltlosen Beichte nur noch fester an seine Brust gedrückt.

„Mag die Vergangenheit Deines Vaters auch noch so dunkle Geheimnisse bergen,“ hatte er innig gesagt, „mag er einst noch so schwere Schuld auf sich geladen haben, – wie sollte ich dies Dich alles entgelten lassen, Maria, die Du mir das größte Glück geschenkt hast, was es für mich überhaupt geben kann: Deine Liebe, und nur deshalb Deine Seele zermartert hast, um mir, uns beiden, dieses Glück zu erhalten!“ –

Bereits einen Tag später wurde Durgassows Leiche von der Staatsanwaltschaft, die die Sachlage als genügend geklärt ansah, zur Beerdigung freigegeben. Wieland ließ die sterblichen Überreste seines Schwiegervaters nach Danzig überführen, wo sie zur letzten Ruhe gebettet wurden.

Dreßler war am Donnerstag abend zusammen mit Wieland wieder in Danzig eingetroffen. Kaum

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Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)