Seite:Das Gold der Najade.pdf/11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ich vielleicht doch etwas gesehen, denn jetzt am Tage, wo durch den Grotteneingang wie aus der Linse eines Riesenscheinwerfers blendende Helle in das weite Gewölbe fiel, war’s keine undurchdringliche Finsternis mehr, nein, nur noch ein starkes Halbdunkel, das immerhin genügte, um die hellgestrichenen Teile auf der Brücke zu erkennen.

Nur das sah ich nicht, was ich sehen wollte: eine menschliche Gestalt, den Urheber der Schritte.

Ich stand und starrte nach oben. Augen und Ohren waren gleich bereit, meinem Hirn irgend etwas zuzuleiten.

Ich bemerkte nichts, hörte nichts.

Endlos lange blieb ich ohne jede Bewegung auf demselben Fleck, die rechte Hand mit dem Revolver halb erhoben. Ich hätte sofort geschossen. Und ich schieße gut. Seeleute sollen schlechte Schützen sein. Ich bilde da eine Ausnahme.

Nichts – nichts.

Dann zurück in die Kajüte; ein Griff nach der Laterne, die noch von dem Zusammensuchen der Mahlzeit her brannte. Und wieder an Deck, – ein paar Sprünge die eiserne Treppe hinan. Dann tanzte der Laternenschein über die Brücke hin, bohrte sich in jeden Winkel, tat, als suche er ein Mäuslein.

Nicht einmal dieses war da, geschweige denn ein Mensch.

Da habe ich mich an das Geländer gelehnt und gefühlt, wie mein Mut dahinschwand – schnell wie Wasser aus einem geborstenen Gefäß; da habe ich mir gedacht: Wenn dieser Unbekannte auf der Brücke war, hätte er sie unbemerkt nicht verlassen können, da du keine drei Meter von der Treppe standest! Und selbst wenn er den Sprung von der Brücke auf das Vorderdeck gewagt hätte, würdest du dies gehört haben! Wo also ist er geblieben, wo in aller Welt?!

Und wieder kroch mir der Eiseshauch über den Rücken. – Ich – ich fürchtete mich.

Dann kehrte ich in die Kajüte zurück – wie ein Besiegter. Der Alkohol mußte helfen. Halb trunken

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)