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die drückender als die eines von allen Hilfsmitteln entblößten Robinsons ist, da ihr die Anregung der Sorge um den Lebensunterhalt und um die Beschaffung kleiner Bequemlichkeiten fehlt. Eigentlich beneide ich alle Schiffbrüchigen, die gezwungen waren, aus dem Nichts sozusagen ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Ich habe ja alles, was ich brauche, im Überfluß. Und die Langeweile hockt jetzt oft neben mir und grinst mich schadenfroh an, scheint zu fragen: Wie lange wirst Du es noch aushalten in Deinem freiwilligen Exil?

Dann flüchte ich mich stets zu meinen goldenen Schätzen. Die rotglänzenden Barren, die ich so gern mit einem Tuche blank reibe, träufeln mir Geduld ins Herz. –

2. August. – Ich habe nicht geglaubt, daß ich über den unheimlichen Gast diesen Blättern noch etwas Neues anzuvertrauen haben würde.

Neues?! – Nein – Altes! „Es“ ist wieder da, das verfl… Tapp – tapp!

Gestern nacht wachte ich plötzlich auf. Die Ursache? Oben auf der Brücke rasselten und klirrten die freihängenden Eisenstücke mit einem solchen Lärm, daß jeder darüber munter geworden wäre. Und zwischenein vernahm ich auch wieder Schritte, – nicht gerade Schritte, aber doch zuweilen das leise Dröhnen der Planken über mir.

Ich fuhr in die Kleider. Die Deckenlampe in der Kajüte brannte wie stets. Nur die daneben befindliche elektrische Birne war ausgeschaltet. Das fiel mir sofort auf. Ich hatte sie ja genau so wie die Bogenlampen an Deck, stets brennen lassen.

Sollten die Akkumulatoren von mir gestern doch nicht genügend nachgefüllt worden sein?! Ich schob den Türriegel zurück, schloß die Tür auf, öffnete sie ganz leise.

In demselben Augenblick erstarb der Lärm auf der Brücke. Und ich – ich sah mich tiefer Dunkelheit gegenüber. Auch die beiden Bogenlampen an Deck versagten.

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)