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Boot wohl kaum fähig gewesen, den Flüchtling in Sicht zu behalten und bis an die Nordküste von Kerguelenland zu verfolgen. Hier steuerte Strupp in eine breite Bucht hinein, stieg aus und verschwand im Inneren der Insel, die bekanntlich unbewohnt ist und so viele Verstecke bietet, daß ein Wiedereinfangen des Sträflings als aussichtslos aufgegeben werden mußte. – Unsere photographische Aufnahme zeigt den Moment der Verfolgung, wo Strupps Boot gerade in die Bucht einbiegt. Am Heck erkennt man eine Flagge, die der Sträfling gehißt hatte, um seine Feinde zu verhöhnen. Ihn selbst sieht man aufrecht am Steuer stehen mit erhobener rechter Hand, mit der er den Offizieren ein „Lebewohl – auf Nimmerwiedersehen!“ zuwinkte. – Die Kergueleninseln dürften also jetzt für längere Zeit einen einzelnen Bewohner gefunden haben, denn es dürfte Peter Strupp trotz all seiner Findigkeit schwerfallen, die unwirtlichen Gestade ohne fremde Hilfe zu verlassen. Die französische Regierung hat im übrigen für die Wiederergreifung des – angeblichen – Mörders eine sehr hohe Belohnung ausgesetzt. Wer wird sie sich verdienen?! Ganz Kerguelenland zu durchsuchen hieße einen Stecknadelkopf in einem Sandberg suchen! –

August Wend legte das Blatt beiseite. Sinnend starrte er vor sich hin. Er dachte über Peter Strupp nach. Die Daten stimmten: Der Sträfling war bereits auf Kerguelenland, als die Najade dort in der großen Grotte ein vorzügliches Versteck fand.

Sollte etwa dieser Peter Strupp der geheimnisvolle Feind gewesen sein? Eigentlich sprach alles dafür.

Der Steuermann lächelte rachsüchtig. Mochte er’s gewesen sein! Jedenfalls war dieser Mensch gerade als Sträfling und Flüchtling recht ungefährlich, falls er wirklich noch am Leben sein sollte. Denn als entflohener Deportierter hatte er allen Grund, nicht über Kerguelenland und seine dortigen Erlebnisse zu reden. Im Gegenteil: er mußte sorgsam verschweigen und zu verheimlichen trachten, wer er war, da ihm

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W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)