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uns auch von Dir haben zu Schlechtem bereden lassen.“

Gott?! – Er glaubte nicht an Gott, der Steuermann der Najade, glaubte nur an seine eigene verruchte Schlauheit und Verwegenheit, nur an den Götzen Gold, der alle Genüsse dieser Welt, Macht und Ansehen verschaffte.

Ganz plötzlich verstummte dieses sein Hohngelächter. Er fuhr zusammen; sein Kopf schnellte hoch; sein Gesicht wurde blaß, zeigte einen Ausdruck des Schreckens und gespanntester Aufmerksamkeit.

Hatte er sich getäuscht? Waren das wirklich Schritte auf Deck gewesen, die er soeben zu hören geglaubt hatte?

Regungslos stand er am Tische vor dem Sofa, wie versteinert. All seine Sinne waren wach; sein Herz klopfte laut, und die Faust, mit der er sich auf die Tischplatte stützte, zitterte leicht.

Alles still. Also doch eine Täuschung! Wie sollte denn auch ein Mensch hier an Bord der Najade, hier in dieses Versteck gelangen?! Ausgeschlossen. – Er war allein auf dem Schiff, ganz allein.

Und dennoch selbst diese beruhigenden Gedanken vermochten die lähmende Wirkung des ersten Schrecks nicht zu bannen. Noch immer verharrte er in dieser Stellung, behielt er lauschend den Kopf gehoben, hafteten seine Augen auf dem kleinen vergitterten Fenster, das auf das Hinterdeck hinausging.

Feigling! schalt er sich. Altes Weib, das sich durch eine Sinnestäuschung ängstigen läßt! – Und wieder langte er nach der Flasche, nahm das Gläschen, ließ die dicke, gelbe Flüssigkeit hineinrinnen.

Da – das Gläschen entglitt seinen Fingern, schlug auf den bunten Teppich auf, zersplitterte.

Schritte über ihm – kein Zweifel, – schwere Männerschritte – auf der Kommandobrücke oben, – tapp – tapp – tapp –

Nun wieder nichts – nichts. Lautlose Stille ringsum.

August Wend, der Steuermann der Najade, stierte aus kalkweißem Gesicht geradeaus; dicke

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W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)