Seite:Das Gold der Najade.pdf/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nein – ich will all dies nicht in meinem Innern verschließen! Daher führe ich jetzt dieses mein Tagebuch weiter. Die letzte Eintragung darin ist die vom 7. November. Ich schrieb sie, nachdem ich mich von dem ersten Schreck über die Schritte an Deck erholt und den Dampfer so sorgfältig abgesucht hatte (ohne etwas zu finden), das ich mir als vernünftiger Mensch sagen mußte, es könne nur eine Selbsttäuschung gewesen sein – dieses schwere, langsame tapp, tapp auf der Brücke; ich schrieb, um mich abzulenken, trank dann zwei Flaschen ganz alten Rotwein aus den Vorräten des Kapitäns, legte mich auf das Sofa und schlief fest und traumlos bis zum nächsten Morgen. Es war genau 7 Uhr, als ich aufwachte. Die Deckenlampe brannte trübe. Es ist nur die Ersatzlampe für den Fall des Versagens des elektrischen Lichtes. Auf dieses muß ich verzichten, da ich allein die Maschinen nicht in Gang halten kann und da die Akkumulatoren verbraucht sind. Die Kajüte war mit eklem Petroleumdunst gefüllt Ich riß Tür und Fenster auf, ging dann mit meiner Laterne (ohne diese kann ich in dieser Dunkelheit nichts unternehmen) in die Vorratskammer, kochte in der Kombüse (Schiffsküche) Kaffee und deckte mir in der Kajüte eine leckere Tafel.

Um halb neun war’s so weit, daß ich mich an meinen Frühstückstisch setzen konnte. Die Deckenlampe hatte ich frisch gefüllt und gesäubert. Sie leuchtete freundlich auf all die Delikatessen herab. Tür und Fenster standen noch offen.

Es war so weit. Und da, gerade als ich auf dem Sofa Platz nehmen wollte, da – hörte ich abermals wie schon gestern, über mir das tapp – tapp – tapp – tapp.

Wozu soll ich’s verheimlichen: Jeder Blutstropfen wich mir aus dem Gesicht. Ich stand wie gelähmt da; nur meine Ohren waren für äußere Eindrücke sozusagen eingeschaltet; ich war tot; nur mein Gehörsinn lebte.

So vergingen Minuten. Und da oben die

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)