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Am Donoper Teiche.

Es schlummert die Welle, die Erle schweigt,
Kein Lufthauch, der flüsternd die Halme neigt;
Die Fichten träumen im Mondenlicht,
Der Wald im Schlafe – er regt sich nicht.

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Es deckt ihn – ein Flortuch von seltner Pracht –

Der duftige Nebel der Frühlingsnacht,
Und still seinen Schlummer bewachend stehn
Gleich schweigenden Wächtern die fernen Höhn.

Er schläft – doch auf Wasser und Busch und Baum

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Liegt ausgegossen ein heitrer Traum,

Ein Lächeln, als hätt’ ihm der Traum entdeckt,
Was unter dem Mantel der Nacht versteckt.

Er hört wohl ertönen mit Silberklang
Der Maiglöckchen Läuten das Thal entlang;

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Es regt sich, geweckt von dem süßen Schall,

In den schlummernden Kelchen der Blumen all’.

Die Nymphen erwachen, die Elfen ziehn
Im Thau sich badend durch’s Waldesgrün
Und ordnen zum Spiele, zum Tanz die Reihn,

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Und der Glühwurm leuchtet mit hellem Schein.


Es flimmert im Teich und im Schilf und Moos,
Und wundersam klingt es im Waldesschooß;
Es läutet im Thal und es summt und rauscht,
Und der Wald – er schlummert und träumt und lauscht.

 L. Altenbernd.

Empfohlene Zitierweise:
: Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald. Meyer, Detmold 1875, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Hermanns-Denkmal_und_der_Teutoburger_Wald.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)