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Dem Befreier Deutschlands.

Im Teutoburger Wald am Hünenringe
Steht eines Recken erzgeschmiedet Bild;
Im Waffenschmuck, am Helm des Adlers Schwinge,
Hoch, hoch das Schwert, gelehnt an seinen Schild,

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So steht er riesengroß auf hoher Warte

Und blickt vom Berg, darum die Wolken ziehn,
Uralten Ruhmes leuchtende Standarte,
Weit über’s Thal, – Alldeutschland, siehst Du ihn?

O glüht und funkelt ihm, ihr Bergesgipfel,

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Ihr deutschen Ströme, blinkt und blitzt ihm zu,

Ihr Lindenkronen und ihr Eichenwipfel,
Beugt euch vor seines Angesichtes Ruh!
Und ihr Lebendigen, wem durch die Adern
Ein Tropfen nur von deutschem Blute jagt,

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Der jauchze auf, daß hier auf Felsenquadern

Die Irminsul zum blauen Himmel ragt.

Der hier, der war’s aus dem Cheruskerstamme,
Der schwer an seines Volkes Knechtschaft trug
Und wetternd, schmetternd wie des Blitzes Flamme

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Den ersten Feind Germanien’s niederschlug.

Hier war die Schlacht, hier sanken die Legionen
Des stolzen Rom’s, Quintilius Varus fiel,
Und frei vom Joch des Siegers Enkel wohnen,
Frei geht ihr Pflug, frei fährt im Meer ihr Kiel.

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Hermann, Du Held! Du hast gewagt, gewettet

In der Entscheidung großem Waffengang,
Du hast uns unser Vaterland gerettet
Und deutschen Brauch und deutscher Sprache Klang;
Nimm diesen Kranz, aus Eichenlaub gewunden,

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Vom Zweige hieb es kein Lictorenbeil,

Ihn bringt ein Volk, in Einigkeit verbunden,
Es braust und donnert: Hermann, Heil und Heil!

Da steht Dein Mal, vom Meister aufgerichtet,
Ein Menschenalter hat er dran gebaut,

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So lange wir gesungen und gedichtet,

Gekämpft, geworben um die hohe Braut,
Und hier Dein Volk, – es braucht nicht zu erröthen,
Hermann, vor Dir, es hielt am Grenzwall Stand,
Wir rangen so wie Du in heißen Nöthen,

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Und nun schau’s an, Dein deutsches Vaterland,


Im Kriege furchtbar und im Frieden mächtig,
Wie’s nicht Karolus, nicht der Rothbart sah,
Mit seinen Fürsten eins, geschmückt und prächtig,
Befreier, sieh das Reich Germania!

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Der Einiger, – er steht wie Du am Schilde,

Und eine Kaiserkrone trägt der Held,
Wir aber schwören beim Cheruskerbilde
Dem Hohenzollernbanner Treu im Feld!

Und wenn sich einst um Deine Tempelsäulen

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Des Epheu’s grüne Ranke lieblich schlingt,

Und wenn Dein Erz in wilden Sturmes Heulen
Wie Memnon’s Bild bei Sonnenaufgang klingt,
Sei Du ein Mahner, Schildwacht unsrer Ehre,
Der Nachwelt sei ein Rufer Du im Streit:

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Seht hier des Vaterlandes beste Wehre,

Das Schwert Armin’s, der Deutschen Einigkeit!

 Julius Wolff.

Empfohlene Zitierweise:
: Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald. Meyer, Detmold 1875, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Hermanns-Denkmal_und_der_Teutoburger_Wald.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)