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und vollendet. Man frühstücket mit warmen Essen, man speiset zu Mittag, und käme nicht das Tanzen dazwischen, so würde das Mittagsessen mit dem Abendessen verbunden. So wie der öffentliche Tanz in den Dörfern katholischer Herrschaft am Sonntag gefeyert wird, so geschiehet dieses an andern Orten am Montag. Das Sonderbarste ist, daß auch die Pfarrer an dieser Feyer Theil nehmen, oder Theil nehmen müssen, wenn sie sich anders wider den Verdacht des Geizes bewahren wollen. Gegen Mittag wallen die Herren Amtsbrüder aus der Nachbarschaft mit ihren Weibern und Kindern auf das Pfarrhaus zu. Manche kommen in Kutschen angefahren. Wenn eine Pfarrersfrau nicht beschimpfet werden will, so muß sie ihre ganze Kochkunst zeigen; dabey hat man immer auf die Bedienung und Versorgung der Pferde von den Gästen, zu sehen, die man manchmahl nicht unterzubringen weiß: denn bey Erbauung der Stallungen in den Pfarrhöfen hat man keine Rücksicht auf das Kirchweihfest genommen. Bey solcher Gelegenheit vergessen öfters die geistlichen Herren dasjenige zu befolgen, was sie in der Predigt ihren Zuhörern eingeschärfet hatten. Im Pfarrhaus verlieren sich am

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Anonym: Das Kirchweihfest in: Journal von und für Franken, Band 1. Raw, Nürnberg 1790, Seite 552. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kirchweihfest.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)