Seite:Das Kirchweihfest.pdf/8

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Endzwecks mehr erkennen kann? Es ist dieses Fest nach seinem Ursprung vielmehr ein heidnisches Fest. Die alten Bewohner von Teutschland hatten sowohl Feste des Schwelgens und des Wohllebens, als andere Völkerschaften, welche die Römer insgemein Bacchanalia nannten. Sie glaubten dabey ihre Gottheiten zu verehren[.] Als die christliche Religion eingeführet wurde, fanden die damahligen Heidenbekehrer große Hindernisse wegen dieser heidnischen Feste. Solche zu übrwinden hat man den heidnischen Teutschen die Erlaubniß gelassen, diese Feste fortzusetzen, nur mit dem Unterschied, daß, an statt sie ihren bisherigen Gottheiten zu Ehren, in den Wäldern und Hainen fraßen, soffen und tanzten, sie solches in Zukunft der Christen Gott zu Ehren thun möchten. Das ließen sich diese Leute, weil sie auf solche Weise nichts einbüßten, gefallen, und also ist Christus mit Belial verbunden, und das heidnische Fest in die christliche Kirche aufgenommen worden. Das stimmt freylich nicht mit dem Sinn der christlichen Religion überein; allein wer weiß nicht, daß den damahligen christlichen Heidenbekehrern um nichts, als um ein äusserliches Bekänntniß zur christlichen Religion, zu

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Anonym: Das Kirchweihfest in: Journal von und für Franken, Band 1. Raw, Nürnberg 1790, Seite 554. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kirchweihfest.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)