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thun war, wobey sie heidnische Sitten und Gewohnheiten duldeten. Daher kommt es, daß man in allen Dörfern Linden siehet.


Schädlichkeit und üble Folgen dieses Festes.

Wenn man den Aufwand eines Bauern betrachtet, so kostet ihm dieses Fest so viel, vielleicht noch mehr, als ihm sonst in zwey Monaten aufgehet. Denn ausser dem Mehl- und Fleischaufwand kostet auch der Trunk nicht wenig, und überdieß schickt man auch gern abwesenden Freunden von seinem Vorrath. In gleichem Verhältnisse befindet sich auch der Pfarrer. Ich kenne einen solchen Dorfpfarrer, der einstens 32 Gäste diese Tage über zu bewirthen hatte. Dieses ist nicht also zu verstehen, als ob sie alle an einem Tage zusammen gekommen wären: er hatte nur während der Kirchweih, also in dreyen Tagen, nicht auf einen Tag, 32 Personen zu bewirthen. Die Kirchweihen sind auch eine Pflanzschule für Bettelleute. Mancher gehet aus Begierde nach weißem Brod mit dem Bettelhaufen auf eine benachbarte Kirchweih, ohne Absicht den Bettelorden zu vermehren. Gleichwohl flößt

Empfohlene Zitierweise:
Anonym: Das Kirchweihfest in: Journal von und für Franken, Band 1. Raw, Nürnberg 1790, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kirchweihfest.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)