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Walther Kabel: Das Knotenknüpfen. In: Mein Oesterreich!, 1. Jahrgang, S. 318–319

Juno durch knotenartiges Verschränken der Finger die Geburt des Herkules sieben Tage hingehalten haben. In Deutschland wurde das Nestelknüpfen (Nestel-Senkel, dünner, lederner Riemen) schon vor Erlassung des Salischen Gesetzes für ein schweres Verbrechen erachtet und auf dem Konzil zu Regensburg mit der Strafe der Enthauptung bedroht. Die Priester der Lappen und Finnen und anderer nordischer Völker gaben auch vor, durch Knoten den Wind fesseln zu können und verkaufen den Seefahrern solche eingeknoteten Winde, wie ähnliches ja auch in der „Odyssee“ vorkommt, wo Odysseus die in Säcke eingeschlossenen Winde auf seinem Schiffe mitnimmt. Die moderne Zeit, in der sich noch so mancher Aberglaube erhalten hat, weiß von der einstigen magischen Bedeutung des Knotenknüpfens jedoch nichts mehr. Die Knoten in dem Taschentuch eines zerstreuten Menschen finden wir nur noch als oft variierte Scherze in den Spalten der Witzblätter.

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Knotenknüpfen. In: Mein Oesterreich!, 1. Jahrgang, S. 318–319. Hrsg. Adolf Moßbäck, Wien 1911, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Knotenkn%C3%BCpfen.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)