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Schüttelt wieder das greise Haupt …

Schaut mich an …

„Herr Hubert, daraus werde ich nicht klug …“

„Ich auch nicht!“

Unsere Augen ruhen ineinander …

In den seinen ist kein Falsch … In den meinen ein Forschen und Bohren …

Da sagt er leise:

„Nein, daraus werde ich nicht klug …“

Und steht auf und geht an seinen Schreibtisch …

Reicht mir ein paar beschriebene Blätter …

„Das ist meine Handschrift, Herr Hubert … Sie sehen, ich arbeite gerade an einer wissenschaftlichen Abhandlung über die große französische Revolution … Und Sie sehen auch, daß meine Handschrift mit der des Unbekannten keinerlei Ähnlichkeit hat …“

„Allerdings nicht …“

„Mithin … – er macht eine Gedankenpause – „mithin, Herr Hubert: Sie müssen sich irren! Diesen Brief haben Sie wahrscheinlich anderswo erhalten und bilden sich nur ein, ihn hier …“

„Pardon, – ich weiß, was ich weiß …! Ich bin nicht betrunken, bin im Besitz meiner gesunden fünf Sinne … – Ich betone, Herr Fiedler: der Fremde reichte mir den Brief aus Ihrer Tür! Mein Wort darauf! – und damit Sie merken, daß in diesem Hause noch mehr Dinge passieren, die die Bezeichnung „unerklärlich“ verdienen, hören Sie folgendes …“

Und ich erzählte ihm die Geschichte von dem Zettel und der alten hageren Frau, deren Existenz Herr Garbrich drüben geleugnet hatte …

Jetzt saß Fiedler schier als Salzsäule da …

„Mein Gott, was bedeutet das, – was bedeutet das …?!“

Und er blickte mich so hilflos an, daß er mir geradezu leid tat … –

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)