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Der Beamte faßte meinen Arm … Fragte, forschte …

Ich glotzte ihn wie blöde an …

Und schließlich nahm er mich mit zur Wache …

Ich hatte Papiere bei mir, konnte mich ausweisen. Ich folgte der Eingebung des Augenblicks, als ich angab, ich litte an Schlaflosigkeit und sei daher noch spazieren gegangen. In den Feldern hätten mich zwei Leute überfallen … Ich sei vor ihnen geflüchtet.

Die Beamten glaubten mir schließlich, zumal ich mich auf die persönliche Bekanntschaft mit einem höheren Polizeibeamten berufen konnte, den ich im Künstlerverein kennen gelernt hatte.

Ich ging heim.

Nun sitze ich hier in meinem Atelier und schreibe …

Und lasse die Feder wieder ruhen und denke nach …

Wenn heute der Tote vor der Laube gefunden wird, dann wird der Polizist sich daran erinnern, daß ich aus jener Richtung herbeigestürmt kam. Dann wird man mich verhaften, und dann werde ich doch die Wahrheit sagen müssen.

Weshalb eigentlich habe ich die Beamten belogen?! Ich weiß es nicht … Als ich log, war’s in mir wieder wie ein Zwang … ein Zwang, all diese Dinge noch geheim zu halten.

Zum Glück habe ich ja den Brief noch als Beweisstück, den mir der vertrocknete alte Mann reichte … Und – Fiedler kennt alles, Fiedler wird mich schützen. Man kann mir kaum etwas anhaben, so hoffe ich.

Nun will ich schlafen gehen …

Vielleicht kann ich schlafen – vielleicht … – –

***

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)