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Ich halte es hier allein in meinen vier Wänden nicht mehr aus … – –

Ich habe umsonst bei Fiedler geläutet. Er war nicht daheim.

Und da kam mir der Gedanke, Herrn August Winter zu besuchen, ihn mir einmal mit meinen jetzigen Augen anzusehen – den durch Mißtrauen geschärften Augen. Einen Vorwand für diesen Besuch hatte ich unschwer gefunden, indem ich die ausgefüllten Anmeldungen mit hinunter nahm … –

August Winter ist ein großer, starkknochiger Mensch mit bartlosem, frischem Gesicht …

Schon als ich mietete, hatte er mir erzählt, er sei früher Steuermann bei der Handelsmarine gewesen. Sein Heim ist denn auch mit allerlei Andenken an seine weiten Reisen angefüllt.

Er lud mich freundlich ein Platz zu nehmen …

Wir unterhielten uns über allerlei …

Seltsam: der Mann war so überaus sprunghaft in seiner Art zu sprechen, erschien mir krankhaft nervös, und auch seine Augen verrieten eine merkwürdige Unrast. In ihren Tiefen lag ein Flimmern wie bei einem Fieberkranken.

Bei meinem ersten Besuch vorgestern, als ich mietete, war mir all dies gar nicht aufgefallen.

Ich beobachtete ihn unausgesetzt …

Als er mich fragte, wie ich die erste Nacht unter seinem Dache geschlafen habe, kam es mir vor, als ob um seine Mundwinkel ein blitzschnelles hämisches Lächeln zuckte …

Vielleicht täuschte ich mich …

Und ich erwiderte, ich hätte allerdings sehr schwer geträumt, was bei mir sonst nicht der Fall sei …

Da fragte er:

„Leiden Sie an Kopfschmerzen, Herr Hubert?“

„Nein …!“

„Ich sehr – – sehr!!“ Und er seufzte, nahm vom

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Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)