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selbst auf dem Polizeirevier abzugeben, da er dazu heute keine Zeit habe …

Ich verabschiedete mich. Hilde bekam ich nicht zu Gesicht.

Da ich zum Ausgehen fertig angezogen war, begab ich mich auch sofort zur Polizeiwache. Unterwegs zog ich die Formulare aus der Tasche, um nochmals zu prüfen, ob meine Eintragungen auch stimmten oder ob ich vielleicht irgendeinen Fehler gemacht hätte.

Ein Zufall: ich schaute auf Winters Unterschrift …

Als Maler hat man ein Auge für Handschriften …

Ich stutzte sofort …

Und – ging nicht zur Polizei, sondern in ein Cafee am Markt und verglich bei einer Tasse Fleischbrühe Winters Namenszug mit dem Briefe, den mir der „Tote“ zugesteckt hatte …

Ich verglich und gelangte zu der mich völlig verwirrenden Überzeugung, daß nur August Winter diesen Brief mit tadellos verstellter Handschrift angefertigt haben könnte …

Tadellos verstellt, aber doch nicht so, daß er mich täuschen konnte.

Es war dieselbe Schrift … Es waren da geringfügige Ähnlichkeiten beider Handschriften, die jedem Schreibsachverständigen genügt hätten … Mir auch!

Ich sah nun die Dinge in ganz anderem Lichte an …

Winter hatte fraglos irgend etwas mit mir vor … irgend etwas …! Hatte er mich etwa an die Plätze locken wollen, wo er selbst zwei Menschen ermordet hatte?! Sollte ich etwa als Mörder verhaftet werden sollen?!

Mir schwirrte der Kopf …

Es war mir ganz unmöglich, Klarheit in meine Gedanken zu bringen.

Was sollte ich tun?!

Noch weiter schweigen?! Oder Anzeige erstatten?! – War ich hierzu nicht verpflichtet?!

Ich zauderte, überlegte …

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Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)