Seite:Das Kreuz auf der Stirn.pdf/46

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nur – noch etwas, Herr Hubert … Sie haben bei Ihrer ersten Vernehmung auf mich den Eindruck gemacht, als ob Sie sich Ihre Angaben sehr genau überlegten, besonders all das, was mit den beiden schriftlichen Warnungen zusammenhing …“

„Ich pflege stets zu überlegen, Herr Inspektor …“

„Und … Sie haben nichts vergessen?“

„Nein … Ich glaube nicht …“

Da mischte sich Harst ein.

Seine grauen Augen ruhten fest in den meinen …

Ich spürte: Das war ein anderer Gegner als Tiedjen!

Und – blickte ihn kühl und abwartend an …

„Herr Hubert,“ meinte er, „Sie haben doch etwas vergessen …“

„So?!“ – Und ich glaube, der erstaunte Ton gelang mir recht gut …

„Ja, Herr Hubert … Den Kastanienbaum vor Ihrem Schlafstubenfenster haben Sie vergessen …“

Ich zuckte leicht zusammen …

Lächelte dann jedoch sofort harmlos …

„Ganz recht … Ich scheine ihn vergessen zu haben … Und Sie, Herr Harst, haben mich wohl nachts auf dem Baume bemerkt …“

„Drei Mal, Herr Hubert …“

„Nun, ich hielt diese meine Spioniererei, deren ich mich heute schäme, für zu unwichtig, Herr Harst, denn ich habe dabei nichts erreicht …“

„Und doch haben Sie drei Mal je eine Stunde auf dem Baumast zugebracht …“

„Weil ich etwas beobachten zu können glaubte … Und ich bin zäh und geduldig …“

„Sie haben also nichts beobachtet?“

„Nichts, was irgendwie von Wichtigkeit sein könnte …“

„Aber Schraut und ich,“ meinte Harst hartnäckig, „hörten vorgestern, als wir in den Gartenbüschen versteckt waren

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/46&oldid=- (Version vom 2.10.2020)