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Allein sein – nur allein sein!!

Ich habe mich vor den Wandspiegel gestellt und mein Gesicht geprüft …

Man sieht mir an, daß ich nächtelang nicht geschlafen habe … So gut wie nicht – denn ein durch Schlafmittel herbeigezwungener Schlummer ist stets nur ein kläglicher Ersatz …

Ich bin blaß und schmal geworden.

Ich habe in den Augen ein Flimmern wie von stetem Fieber … Und mein Herz flattert in nervöser Unrast … –

Ich habe mich dann in den Schaukelstuhl gesetzt und, um mich abzulenken, die Zeitungen der letzten Tage durchblättert …

Ich will hier einen der Artikel über den Mord wörtlich anführen, da er alles enthält, was ich nachzuholen hätte …

Der rätselhafte Mord in der Vorstadt L. … – Das mag wie der Titel eines Kriminalromans klingen. Und doch: das Leben schreibt geheimnisvollere Geschichten, als dies je die Phantasie eines Schriftstellers tun könnte. Beweis: Die Ermordung des früheren Steuermannes Winter!

Man denke: Winter wird mit einer merkwürdigen Wunde auf der Stirn aufgefunden – einem Kreuz, das aus zwei feinen Schnitten besteht.

Die Obduktion hat festgestellt, daß das Messerchen, mit dem diese geringen Wunden hervorgerufen wurden, vergiftet war. Das Gift ist als das bekannte Nervengift Curare erkannt worden. Es wirkt sehr rasch. und trotzdem hat Winter noch die Kraft gehabt, den Zettel zu schreiben …

Diesen Zettel, der den Mörder nennt – mit dem Vornamen … Ein St oder ein M?! Man weiß es nicht …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)