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sah ich soviel Liebreiz in einem Mädchenantlitz vereinigt.

Ich winkte dem Dienstmann, und Hilde zog sich mit einem freundlichen „Möge es Ihnen hier gut gehen bei uns, Herr Hubert“ in die Behausung ihres Vaters zurück.

Als ich nun die Treppen emporstieg, als ich oben im Flur an den beiden Türen zu den hier gelegenen Wohnungen vorüberkam, öffnete sich die linke dieser Türen und eine alte Frau reichte mir einen Zettel, indem sie dabei wie warnend den Zeigefinger auf die Lippen legte. Dann zog sie die Flurtür lautlos wieder zu.

Ich war im ersten Moment vollkommen verwirrt über diesen Zwischenfall.

Noch verwirrter wurde ich, als ich oben in der Mansarde flüchtig den Zettel las …

„Halten Sie hier die Augen gut offen! Hier ist nicht alles so, wie es sein soll. Hilde Winter ist niemals des Alten Tochter. Wenn Sie Näheres erfahren wollen, kommen Sie heute nacht zwölf Uhr in den Pavillon auf den Brauberg. – Verbrennen Sie den Zettel. – Eine, die es gut mit Ihnen meint.“

Ich habe den Zettel verbrannt.

Und ich habe zwei Stunden nach meinem Einzug in das Wintersche Haus dann folgendes erlebt.

Ich läutete unten im Erdgeschoß rechts bei Winters an. Hilde ließ mich ein …

„Fräulein Winter, ich möchte Sie bitten, mir vielleicht eine Aufwartefrau zu empfehlen …“ – So eröffnete ich das Gefecht.

Und Hilde berichtete mir harmlos so allerlei über die Mitbewohner …

So hörte ich denn, daß oben linker Hand ein Rentner namens Garbrich wohne …

Also dort, wo das alte Weib mir den Zettel gegeben …

„Herr Garbrich hat wohl eine Schwester?“ fragte ich beiläufig.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)