Seite:Das Kreuz auf der Stirn.pdf/62

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein geringes Quantum besaß. Den Rest des Giftes habe ich im Ofen verbrannt.

So leimte ich denn den Mentholstift in dem Unterteil wieder fest.

Und am nächsten Tage – das war Winters Todestag – habe ich morgens acht Uhr Hilde besucht und dabei meinen Migränestift gegen den auf Winters Schreibtisch stehenden ausgetauscht, ohne daß jemand dies sah. Winter schlief noch. Er stand selten vor neun Uhr auf.

Und – was ich erwartet hatte, geschah: Winter benutzte zwischen zehn und elf Uhr in Hildes Abwesenheit seiner Kopfschmerzen wegen das gefährliche Menthol und ritzte sich die Stirn …

Konnte dann nur noch dem Zettel anvertrauen, daß St ihn ermordet habe: St = Stift, der Migränestift! –

Hilde holte mich …

Und Harst hat recht: ich steckte die Mordwaffe zu mir, denn ich war zwei Minuten mit dem Toten allein. Ich habe das Holzbüchschen samt Inhalt verbrannt und die kleine Messerklinge auf der Straße weggeworfen. –

Ich bin Winters Mörder …

Und – – Hildes Verlobter …

Ich habe einen Mörder zu beseitigen geglaubt … und habe nur einen armen Irrsinnigen getötet!

Ich – muß Schluß machen …

Mein Hirn ist mir wie ausgebrannt …

Mörder – – Mörder …!!

Mir gellt’s in den Ohren …

Mir ist zumute, als ob ich selbst nicht mehr ganz bei Sinnen …

Bin ich vielleicht wirklich … verrück?!

Ist nicht auch mein armer Vater im Irrenhause gestorben?! –

Soll ich mich den Häschern freiwillig ausliefern?

Nein – – niemals!

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/62&oldid=- (Version vom 31.7.2018)