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Ich beginne meine Suppe zu löffeln – ganz mechanisch … So recht wie ein Mensch, der mit den Gedanken andere Wege geht.

Ich habe bisher in meinem Leben nichts Seltsames erfahren. Mein Dasein war das eines Menschen, der mit in der großen Herde der Arbeitstiere läuft …

Und jetzt ist mit einem Schlage das Außergewöhnliche auf mich eingedrungen wie ein unliebsames, fremdes, drohendes Wesen.

Was bedeutet dies alles?!

Ich, Fritz Hubert, Maler ohne Namen, Handwerker, Fabrikant von Kopien, mit denen sich Herr Neureich und Herr Raffke die Salonwände behängen, - ich bin plötzlich in eine mir bis dahin verschlossene romantische Welt versetzt worden …

Diese Welt ist das Wintersche Haus, Promenadenweg Nr. 2 …

Und – ich weiß mit dieser Romantik (oder dieser Sensation, vielleicht ist das richtiger!) vorläufig nichts anzufangen …

Ich bin doch kein Detektiv …! Im Gegenteil! Ich bin ein ganz gewöhnlicher Durchschnittsmensch, der nur etwas vielleicht vor anderen voraus hat: eine schlanke, biegsame Gestalt und ein Gesicht, das zuweilen von Frauen beachtet wird …! –

Ich bin mit der Suppe fertig …

Ich verzehre das Fleischgericht und grübele … grübele …

Nein: schlechte Scherze können diese beiden Warnungen nicht sein!

Dahinter steckt irgend etwas!

Und – ich werde dieses Etwas kurzerhand ans Licht zerren …

Nehme mir vor, jetzt gleich nach der Mahlzeit den Herrn Privatgelehrten Fiedler zu überfallen …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)