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sein. Es tauchte nun die Frage auf, ob es nicht ratsamer wäre, anstatt das Gebirge ohne Kenntnis von Weg und Steg zu durchziehen, lieber am Rande in der Wüste nach Süden zu entlangzureiten. Der Ingenieur entschied sich für das erstere trotz der größeren Anstrengungen, da, wie er erklärte, der Fels keine Spuren annähme, während der Wüstensand für Tage verraten würde, daß hier drei Reiter vorbeigekommen seien.

Der Doktor hielt diese Vorsicht für übertrieben. Doch Ring blieb dabei, daß den Rumänen nicht zu trauen wäre und daß man mit der Möglichkeit rechnen müßte, Shlook sehr bald hinter sich zu haben. –

Das erste Nachtlager inmitten der großartigen Szenerie der vom Lichte des Mondes übergossenen Berge und Schluchten, der abenteuerlichen Felsformationen und des großen Schweigens des Gebirges des Todes übte selbst auf das jugendliche Gemüt Heinz Brennerts eine weihevolle Wirkung aus. Während die beiden Gefährten bereits fest schliefen, eingehüllt in ihre braunen Beduinenmäntel, während der Doktor hin und wieder rasselnd schnarchte, das Feuer immer mehr verglomm und die ruhenden Reittiere träge wiederkauten, saß der Jüngling noch aufrecht, gelehnt an einen Steinblock, da und nahm mit einem Gemisch von Andacht und banger Scheu die starken Eindrücke dieser Nacht in sich auf.

Verträumt schaute er in die rote Glut des Feuers, dachte zurück an jene Zeit – sie lag noch nicht weit zurück! – als er mit brennenden Wangen die Reiseerlebnisse des phantasiebegabten Karl May verschlungen und sich sehnlichst gewünscht hatte, auch einmal etwas Ähnliches erleben zu dürfen. Nun hatte ihm das Schicksal wirklich dieses Abenteuer beschert, diese Suche nach dem Golde des alten Einsiedlers … Er fühlte sich jetzt ganz als Trapper, als Pfadfinder … Nur die Indianer oder aber verwegene Beduinen fehlten noch …

Unwillkürlich bildete er sich ein, heute nacht mit dem Wächteramt betraut worden zu sein, obwohl Ring vorhin gesagt hatte, es wäre überflüssig, daß etwa abwechselnd einer munter bliebe.

So erhob er sich denn, um einen Rundgang um das

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W. Belka: Das Rätsel des Dschebel el Dachali. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_R%C3%A4tsel_des_Dschebel_el_Dachali.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)