Seite:Das Relativitätsprinzip (Minkowski).djvu/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Trägheitsgesetze gesagt habe, ist von vornherein klar, daß die bisherigen Grundgesetze der Mechanik nur als eine Approximation an die Wirklichkeit gelten können, falls auch in der Mechanik das Relativitätspostulat gelten soll. Das müßte aber wieder der Fall sein, weil sonst doch wieder eine Möglichkeit vorliegen würde, eine Bewegung der Erde relativ zum Äther zu konstatieren. Planck macht noch das Bedürfnis nach einer Absetzung des Trägheitsgesetzes durch folgende Überlegung klar. Wenn man auf Wärmestrahlung Rücksicht nimmt, so hört die Möglichkeit auf, die Energie der fortschreitenden Bewegung reines Körpers von der sonstigen Energie des Körpers zu trennen, man kann überhaupt nicht eine kinetische Energie des Körpers in bestimmter Weise definieren, und es bleibt in den Gesetzen der Mechanik eine Lücke, zu deren Ausfüllung dann gerade das Relativitätsprinzip dienen kann. Nämlich, denken wir uns einen Hohlraum, umschlossen von einem vollkommenen Leiter, so groß, daß infolge des großen Volumens die Masse der Wände weiterhin wird vernachlässigt werden können, und in diesem Hohlraum Wärmestrahlung bei irgendeiner Temperatur T, und bewegt sich der Körper mit einer konstanten Geschwindigkeit w in irgendeiner Richtung, ist endlich V das Volumen des Hohlraumes, so ergibt die Theorie als die der Strahlung innewohnende Energie:

,

wenn noch die Wahl der Temperatureinheit zweckmäßig geschehen ist. In diesem Ausdruck kann man nun, wenn nicht gegen 1 vernachlässigt werden soll, nicht einen Term für Ruhe und einen Term proportional feststellen, also nicht eine kinetische Energie der fortschreitenden Bewegung und eine innere Energie trennen. Dadurch wird diese Trennung natürlich überhaupt in allen Fällen unmöglich, wo Energie der Wärmestrahlung in Betracht kommt. Z. B. berechnet Planck, daß für einen Raum, erfüllt von einem ruhenden einatomigen Gase, bei der Temperatur des schmelzenden Platine und einem Druck von 0,001 mm die bei konstantem Druck zugeführte Warme zu einem vierten Teil der Vermehrung der Strahlungsenergie, also nur zu drei Vierteln den Molekularbewegungen zugute kommen würde, und daher erstere Energie nicht außer

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Minkowski: Das Relativitätsprinzip. Leipzig: Johann Ambrosius Barth, 1915, Seite 935. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Relativit%C3%A4tsprinzip_(Minkowski).djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)