gilt auch für andere Gase, die nicht all zu schwer sind, beispielsweise für die gewöhnlichen Gase der Luft. Johnstone Stoney hat diese Ansicht weiter entwickelt und darauf hingewiesen, daß im allgemeinen die uns bekannten Himmelskörper um so weniger Gas in ihrer Umgebung besitzen, je geringer die Schwerkraft auf ihnen ist. Aus diesem Grunde müssen wir annehmen, daß die kleinen Planeten, von welchen keiner den Mond in bezug auf Größe erreicht, ebenfalls ohne Lufthülle sind. Was den Merkur anbetrifft, so ist die Schwere an seiner Oberfläche nicht völlig anderthalbmal größer als an der Mondoberfläche; es gilt demnach ohne Zweifel in bezug auf seine Fähigkeit, Gase zu fesseln, dasselbe wie für den Mond. Es kommt aber noch ein anderer Umstand hinzu. Aus guten Gründen glaubt man, daß der Merkur immer dieselbe Seite der Sonne zukehrt. Demzufolge besitzt die dunkle Seite dieses Planeten, welche gegen den Himmelsraum strahlt, dieselbe Temperatur wie dieser, vielleicht etwa 50° über dem absoluten Nullpunkt. Alle Gase, ausgenommen Helium und Wasserstoff, müssen sich dahin kondensieren und zu gewaltigen Eismassen gefrieren. Helium und Wasserstoff aber sind gerade so leicht, daß sie nach Stoneys Hypothese längst verschwunden sein müßten. Folglich kann es keine Gase auf dem Merkur geben, auch keine schweren. Ähnliches gilt für den Mond, der eine so lange Nacht (1/2 Monat) hat, daß der kälteste Punkt der Nachtseite wohl Zeit hat, seine Temperatur fast auf die Temperatur des Himmelsraumes herabzusetzen. Man könnte danach erwarten, daß gerade beim Hineintreten eines Punktes auf der Mondoberfläche in das Sonnenlicht Spuren von kondensierten
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)