zu Verhältnissen, welche denen des Mondes entsprechen. Auch dieser Himmelskörper besaß anfänglich, als er von der Erde abgelöst wurde, ohne Zweifel eine dichte Gashülle. Er behielt dieselbe eine Zeitlang, obgleich er allmählich sehr viel nach außen, und speziell an die Erde, verlor. Ablagerungen, die man für vulkanische Asche hält, welche gegen Tausende von Kilometern von der Krateröffnung mit dem Winde geschleppt worden sind, deuten auf eine verschwundene Lufthülle. Zu der Zeit gab es auch „Kanäle“ auf dem Mond, wie jetzt auf dem Mars. Es sind dies die sogenannten Strahlensysteme, von denen die bedeutendsten von den Ringgebirgen Tycho und Copernicus, auslaufen, die den Einsturzstellen, d. h. den „Seen“ auf dem Mars entsprechen. Diese ursprünglichen Verwerfungen, die wie alle Krustenspalten, unabhängig von der Topographie verlaufen, sind durch den hellen Wüstensand und Staub eingeebnet, so daß sie wie lichte Strahlen auf dunklerem Grund erscheinen. Nach dem fast vollständigen Verschwinden der Lufthülle, zufolge der Verwitterung, wurden die winzigen Reste durch die Molekularbewegung oder durch Kondensation an den kältesten Stellen der Mondoberfläche (in der Umgebung der Pole) aus der Lufthülle entfernt. Zu dem Verschwinden durch Molekularbewegung trägt in hohem Grade die durch keine wärmeabsorbierende Dunsthülle oder Wolken, bezw. Staub, behinderte kräftige Sonnenstrahlung an dem Punkt bei, welcher der Sonne am nächsten liegt, und wo die Temperatur auf etwa 150° C. steigt. Bei der geringen Schwerkraft wird die Temperatur des aufsteigenden Gasstromes, d. h. die Geschwindigkeit der hinausstürzenden Moleküle, sehr wenig herabgesetzt.
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)