Auch in der Lufthülle der Erde ändert sich die Temperatur in 13 000 m Höhe sehr wenig – sie wird als konstant angegeben. Wenn dies bis zu beliebig hohen Punkten der Luft gelten würde, so würde die Lufthülle keine äußere Begrenzung besitzen oder mit anderen Worten, sie würde unablässig Moleküle in den leeren Raum hinaussenden. Die Berechnung lehrt uns jedoch, daß bei der niedrigen Temperatur (etwa 180° abs.) die Verluste keine praktische Bedeutung haben. Die Verhältnisse auf dem Mond sind ganz andere, mehr als doppelt so hohe Temperatur (am wärmsten Punkt) und sechsmal geringere Schwerkraft.
Die Entwicklung der Erde nach den Befunden der Geologen steht in Übereinstimmung mit dieser allgemeinen Übersicht. Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß eine, obwohl recht geringe, Abkühlung stattgefunden hat, welche dem allmählichen Versiegen der Sonnenwärme entspricht. Diese Abkühlung hat jedoch viel langsamer stattgefunden, als man anzunehmen geneigt wäre. Die Zeit, während welcher die Erde lebendige Wesen beherbergt hat, deren Reste in erkennbaren Fossilien bis zu unserer Zeit bewahrt sind, ist durch eine erstaunlich konstante Temperatur gekennzeichnet. Die riffbildenden Korallen gediehen in der silurischen Epoche in Schweden. Zu mehreren Zeitepochen ist dieses warme Klima in den nördlichsten Gegenden wiedergekehrt, so daß riffbauende Korallen beispielsweise auf Spitzbergen gefunden wurden. Die Temperatur muß auf den Fundstellen, nach den Existenzbedingungen dieser Tiere in der Jetztzeit zu urteilen, nicht niedriger als 20° gewesen sein. Es herrschte in solchen Epochen ein sehr gleichmäßiges Klima über der ganzen Erde,
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)