Breitengraden zustande gebracht wird. Die isotherme Schicht, wo gleichmäßige Temperatur in allen Höhenlagen und auf allen Breitengraden obwaltet, liegt viel höher in der Luft als wir jetzt beobachten. Die starke Wolkenbildung verleiht der Luft eine bedeutende Wärmekapazität, die mit derjenigen der oberen Schichten des jetzigen Weltmeeres vergleichbar wird, starke Wärmeschwankungen verhindert und auf diese Weise ein über dem ganzen Planeten herrschendes maritimes Klima hervorbringt. Nur ist die feuchte Luft wegen ihrer leichten Beweglichkeit viel wirksamer als das Wasser. Natürlicherweise findet doch ein Unterschied, obgleich sehr mäßig, zwischen Äquator und Pol statt. In den mäßiger warmen Gebieten, wo die Vermoderung nicht allzu schnell fortschreitet, findet die hauptsächliche Bildung von Steinkohlen in den Sümpfen statt. Wegen des unveränderlichen Klimas brauchen die Tiere und die Pflanzen keine Anpassungsvorrichtungen für die verschiedenen Jahreszeiten. Kryptogamen und niedere Tiere kommen allein vor und ungefähr dieselben Arten sind über den ganzen Planeten ausgebreitet. Die reichlich vorhandene Nahrung erzeugt Riesenformen.
Auf der Venus ist die Hitze wegen der Nähe der Sonne sehr groß. Die Welt ist da vermutlich nicht so weit vorgeschritten, daß Fossilien gebildet werden, sondern die weichen Reste der niedrigen Organismen vermodern oder, wenn sie in Tonschlamm eingebettet der Wirkung des Sauerstoffs entrückt werden, gehen sie in kleine Kohlenklumpen über, die nachher in graphitartige Massen verwandelt werden, sobald die Gesteine durch schützende Ablagerungen hohem Druck und den Wirkungen der inneren Glut des Planeten ausgesetzt
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)