Verbreiterung im Südpolarfleck, welche gegen den weißen Reif schwarz erschien. Natürlicherweise kommen auch Risse in den Eisfeldern vor mit kleinen Einsenkungen, in welchen die salzigen Wassermassen sich sammeln. Daß Wasserdampf in der Marsluft vorkommt, ersieht man daraus, daß sobald die Sonne halbwegs vom Zenit des Marshimmels weggewandert ist, eine Abkühlung mit Kondensation in Form eines dünnen Nebels anfängt. In diesen leichten Schleier, der über den äquatorialnahen Teilen sich ausbreitet, brennt die Sonne ein Loch von 90° Ausdehnung.
Wir brauchen also für das Verständnis der Marsverhältnisse keine für uns unbekannten Kräfte oder Eigenschaften der Materie vorauszusetzen. Alles verläuft dort so, wie es hier auf der Erde verlaufen würde, wenn die Temperatur während einiger geologischen Epochen etwa 40″ unter ihrem jetzigen Betrag sich gehalten hätte. Vermutlich wird die Erde von dem düstern Schicksal des Mars getroffen werden, wenn die Sonne in höherem Grade sich abzukühlen beginnen wird.
Will man erfahren, welche Schicksale danach unsrer Erde, wenn die Luft noch mehr als auf dem Mars geschwunden sein wird, beschert sind, so brauchen wir nur unsre Blicke auf den treuen Begleiter unseres Planeten, den Mond, zu richten. Da steigt der Luftdruck nicht zu mehr als ein paar Zehntel Millimeter. Einst, kurz nachdem der Mond von der Erde abgeschnürt war, hatte er natürlich einen Teil der Erdluft an sich. Als sich dann die Erde zusammenzog und der Mond sich von ihr entfernte, verschwand allmählich seine Luft in der starken Sonnenbestrahlung, die eine Hitze von etwa 150° C. an dem heißesten Punkt dieses Himmelskörpers
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)