können. Es muß also auch die Bedingung für die Kondensation von Wasser, d. h. für die Bildung von Wasseransammlungen, vorhanden sein. Da aber eine freie Wasserfläche ohne Wasserdampf von wenigstens 4,6 mm Druck nicht stabil ist, so schließt schon das Vorhandensein von Wasserflächen auch dasjenige einer Atmosphäre ein. Wenn Sauerstoff, wie die Biologen behaupten, für die Unterhaltung des Lebens unentbehrlich ist, so können wir an Stelle einer festen Erdkruste eine Sauerstoff enthaltende Atmosphäre als Bedingung einsetzen, und da Sauerstoff aus unten näher ausgeführten Gründen ohne feste Erdkruste in der Luft nicht vorkommen kann, so lassen sich die Bedingungen für die Existenz von Lebewesen in die des Vorhandenseins einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre zusammenfassen.
Nur diejenigen Planeten, welche eine wirkliche Atmosphäre besitzen, können lebendige Wesen beherbergen. Gerade aus diesem Grunde ist die Atmosphäre der Planeten von einem ganz außerordentlichen Interesse. Es handelt sich um das Problem, um welches die edelsten Persönlichkeiten der Menschheit seit dem grauen Altertum ihre schönsten Träume gesponnen haben und dessen Auslegung in freimütigem Sinne Giordano Bruno auf den Scheiterhaufen brachte.
Haben also die Planeten ohne feste Kruste oder flüssige Oberflächenschicht keine Atmosphäre, so ist die Anzahl der einen Luftkreis besitzenden Planeten stark beschränkt. In unserem Sonnensystem, dessen Planeten die einzigen uns bekannten sind, gehören nur die vier inneren Planeten: Merkur, Venus, Erde und Mars, zu dieser Kategorie. Vermutlich sind die kleinen Planeten, die zwischen Mars und Jupiter kreisen,
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)