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eine neue Überraschung. Urplötzlich dämmerte mir die Wahrheit auf … Ich schleuderte die merkwürdige Kiste durch das zerbrochene Fenster in den Keller und säuberte mir in einer Regentonne gründlich die Hände, läutete an der Hintertür, hörte Bessies Schritte, rief ihr den Namen Rolf Nomark zu und wurde sofort eingelassen.


5. Kapitel.
Die weißen Mäuse.

„Miß Bessie“, sagte ich mit unverstellter Stimme, „Sie kennen mich, obwohl ich jetzt einem Strolch gleiche. Sie wissen, daß wir es mit Ihnen nur gut meinen. Sie dürfen nichts fragen … Packen Sie schleunigst Ihre wertvollste Habe in einen Koffer und nehmen Sie auch die Ihnen liebsten Andenken mit. Sie dürfen niemals hierher zurückkehren und werden unverzüglich eine Pension oder ein Hotel aufsuchen. Lassen Sie alles hier, was für Sie nicht Pietätswert hat … Es geht um Ihr Leben … Beeilen Sie sich … Nur keine Fragen …!!“

Mit herzlicher Bewegung streckte sie mir die Hand hin und flüsterte dankbar: „Ich weiß, Sie sind einer der Drei von der Feme. Ich vertraue Ihnen. Ich werde gehorchen und mich beeilen … Viel habe ich nicht mitzunehmen, – die Bilder der Eltern, ein paar Kindheitsandenken, – in wenigen Minuten ist der Koffer gepackt …“

Jetzt kamen ihr doch die Tränen, und weinend wollte sie die kleine Treppe emporeilen, als ich sie doch noch zurückhielt. „Miß Bessie, ich sehe, Sie benutzen aus Sparsamkeit Petroleumlampen … Haben Sie größere Vorräte von Petroleum im Hause?“

Sie stutzte. Ein langer ängstlich fragender Blick traf mich.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Schlangenhaupt der Medusa. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schlangenhaupt_der_Medusa.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)