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auch jetzt im Berufungsverfahren Abweisung der Klage und stelle der Staatsanwaltschaft anheim, gegen die Klägerin wegen Betrugsversuches ihrerseits vorzugehen.“

Frau Gorrison begann nach diesen letzten Sätzen, die noch eine Bestrafung androhten, leise zu schluchzen, preßte die Hände vor das Gesicht und lehnte sich matt und kraftlos an ihre Tochter, die mit seltsam starrem Antlitz immer nur zur Seite in den Zuhörerraum blickte, wo in der vordersten Bank ein unauffällig-elegant gekleideter Herr mit einer dunklen Hornbrille saß, während hinter ihm zwei andere Männer, die sich nicht zu kennen schienen, mit genau derselben Aufmerksamkeit dem Gange der Verhandlung folgten.

Bessie Gorrison wußte nicht genau, ob sie sich nicht doch täuschte, sie hatte ja den freundlichen Herrn nur ein einziges Mal spät abends bei ungenügender Beleuchtung gesprochen, und doch hatte sie diese Unterredung nicht vergessen können, zumal am nächsten Morgen ein ganz seltsamer Brief im Kasten an der Zaunpforte des Häuschens ihrer Mutter gelegen hatte, der leider nicht mehr vorhanden war.

Der Richter erhob sich jetzt, und Bessie fühlte, wie ihre bedauernswerte Mutter immer stärker zitterte und immer kraftloser in sich zusammensank.

„Der Anwalt der Klägerin hat das Wort“, sagte der Richter mit vollkommener Gleichgültigkeit. „Fassen[1] Sie sich aber bitte kurz, Mr. Baaker, und halten Sie den Gerichtshof nicht unnötig lange auf.“ – Der Vorsitzende nahm wieder Platz, und der wohlbeleibte und redegewandte Mr. Harry Baaker, dessen, feistes bartloses Gesicht durch eine rote dicke Nase und einen schief sitzenden Klemmer und durch rötliches, gelocktes Haar, das an den Ohren ganze Büschel bildete, mehr komisch als würdevoll sich ausnahm, begann für seine Mandantin

  1. Vorlage: Fassie
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Schlangenhaupt der Medusa. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schlangenhaupt_der_Medusa.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)