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Ich hatte, um nicht aufzufallen, unter der nächsten Laterne eine Zigarre angezündet und dann eine Abendzeitung hervorgezogen, in der übrigens Bessie Gorrisons Brandstiftung und Flucht und Verschwinden sehr ausführlich behandelt waren. Geraldine stürmte[1], ohne mich zu beachten, an mir vorüber, sie hatte Tränen in den Augen und ihre erste Entrüstung war bereits in Trauer über die Entzweiung mit Goldy übergegangen.

Ich blickte ihr nach, und jetzt erst machte ich eine Entdeckung, die all meine Sinne auf das Äußerste anspannte und die auch diese Nacht verheißungsvoll einleitete.

Wir befanden uns in Park Lane mit den hübschen Villen, Vorgärten und vornehmen Mietshäusern.

Drüben auf der anderen Straßenseite stand im Schatten überhängender Büsche an einem Gartengitter ein Mann, der jetzt plötzlich in den Lichtschein der Bogenlampen hinaustrat und den ich sofort als Harry Baaker erkannte, obwohl er den Mantelkragen hochgeschlagen und den Hut tief ins Gesicht gedrückt hatte. Sein Benehmen bewies, daß er mich für harmlos hielt, und schon allein der Umstand, daß er Schuhe mit Gummisohlen trug und nun dicht und lautlos hinter Miß Crow herschlich, zwang mich, die weitere Entwicklung der Dinge sorgfältig zu überwachen, obwohl meine jetzige, neueste Beurteilung der Persönlichkeit des Anwalts grundverschieden von der meiner gütigen Dienstherrin Frau Tobalt war.

Da es immerhin auffällt, zwei Personen in zu kurzem Abstand zu verfolgen, bestieg ich eine leere Taxe, sagte dem Schofför mit einem reichlich bemessenen Händedruck Bescheid und hielt mich im übrigen bereit, sofort zuzuspringen, falls wider Erwarten der Anwalt allzu verfängliche Mittel wählen sollte, Miß Crow irgendwie als ihm lästig lahm zu legen.

  1. Vorlage: stümte
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Max Schraut: Das Schlangenhaupt der Medusa. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schlangenhaupt_der_Medusa.pdf/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)