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stieg in die Pinasse, warf den Motor an und – in diesem Moment kehrten sie in langen Sprüngen zurück. Was sie mir zubrüllten, verstand ich nicht. Als sie erkannten, daß auch sie von mir zum gleichen Schicksal wie Karl verdammt waren, erstarrten sie zunächst vor Entsetzen, um dann jedoch in ohnmächtigem Grimm mich zu beschimpfen, wie dies nur ein Seemann kann.

Ich winkte ihnen höhnisch so lange zu, bis sie meinen Blicken entschwanden. Und heute bin ich vor Morgengrauen wieder an Bord des in der Felsengrotte verankerten Dampfers angelangt, werde nun selbst ein paar Monate freiwillig den Robinson spielen, bis es mir richtig erscheint, wieder in die kultivierte Welt zurückzukehren.“


Hier machte der Chemiker eine längere Pause, die er dazu benutzte, die Aufzeichnungen des verbrecherischen Steuermanns über dessen Einsiedlerleben auf dem kleinen Eiland zu überfliegen. Dieser Inhalt des Tagebuches August Wends (vergl. das folgende Bändchen: „Das Gold der Najade“) hatte für den Augenblick, so spannend und abenteuerlich es sich auch las, kein größeres Interesse für den Chemiker, dem lediglich daran lag, festzustellen, ob etwa die drei Unglücklichen auf der Heard-Insel noch immer schmachteten.

Über diese Frage äußerte er sich dann, von den eng beschriebenen Blättern aufschauend, zu seinem jungen Freunde folgendermaßen:

„Allem Anschein nach hat der Unmensch Deinen Bruder und die beiden Matrosen tatsächlich auf jener unwirtlichen Insel[1] zurückgelassen. Ich finde hier in seinen Auszeichnungen nur höhnische Bemerkungen über diese Opfer seiner verbrecherischen Habgier, jedoch keinerlei Andeutung, daß sich jemals in den zehn Monaten, die er noch aus freien Stücken auf den Kerguelen verblieb, bei ihm das Gewissen geregt und der Gedanke in seinem verhärteten Herzen Raum gewonnen hätte, die drei aus ihrer sicher überaus trostlosen Lage zu befreien. – Doch jetzt will ich Dir noch einige

  1. Vorlage: Inseln
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W. Belka: Das Tagebuch des Steuermanns. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Tagebuch_des_Steuermanns.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)