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Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9)

„Da haben wir’s ja!“ meinte der Agent ärgerlich. „Der gute Jussuf hat leicht sagen: Hafen verlassen! – Aber wie?! – Gegen den Willen des türkischen Admirals kommen wir aus dieser Mausefalle nie heraus!“

„Aber wir müssen! Denn Ihre Berichte haben keinen Wert, Herr Wegener, wenn sie erst nach Monaten in die Hände der Regierung gelangen,“ warf der junge Steuermann energisch ein. „Gewiß – ein Wagstück wird’s werden! Doch so wie ich unseren Kapitän kenne, riskiert er’s trotz der drohenden Geschütze, den Türken ein Schnippchen zu schlagen!“




Als im Osten der Tag zu grauen begann, zeigte sich auf den Schiffen der ägyptisch-türkischen Flotte eine seltsame Geschäftigkeit, die bei der trägen Ruhe der letzten Tage besonders auffallen mußte. Boote fuhren an Land, von Schiff zu Schiff, Signale wurden gewechselt, und nachdem dann die zunehmende Helle langsam einen Blick über die ganze Hafenfläche gestattete, sah man, daß der größere Teil der Linienschiffe bereits unter kleinen Segeln die Einfahrt passiert und draußen im Golf gegenüber den dort ankernden vereinigten Geschwadern eine neue Stellung eingenommen hatte. Der Rest der türkischen Flotte schwenkte eben in Kiellinie ein und verließ dann ebenfalls den Hafen. Nur drei schwerfällige Gaffelschoner, die mehr als Transportschiffe benützt worden waren, blieben zurück.

An Bord des „Kaiser Barbarossa“ hatte man diese Bewegungen aufmerksam verfolgt. Als jetzt noch der leichte Morgenwind langsam an Stärke zunahm, rieb sich der alte Kapitän Müller, der in der Musterrolle als erster Steuermann geführt wurde, vergnügt die

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Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1908, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Tagebuch_eines_Irren.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)