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Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9)

„Dann müßtest du dich an jemanden wenden, der des Türkischen mächtig ist und die Koransure ins Deutsche überträgt,“ meinte der junge Arzt, der jetzt plötzlich Feuer und Flamme für die Sache war, eifrig.

„Vielleicht – vielleicht auch nicht!“ sagte Hilgener wieder mit demselben überlegenen Lächeln und fuhr dann fort: „Jedenfalls siehst du, lieber Hans, daß mein ‚Sport‘ immerhin recht interessante Seiten neben den bildenden hat, wenn damit auch gerade keine Reichtümer zu erwerben sind!“




Am nächsten Vormittag fuhren Doktor Menk und Frau Elsa wie verabredet zu Professor Valentini nach Danzig, und Hilgener benützte diese Zeit des Alleinseins, um nochmals in Ruhe das seltsame Tagebuch durchzusehen. Er hatte sich wieder auf die schattige Veranda gesetzt und las nun gewissenhaft von der ersten Seite an all die verschiedenen Eintragungen, die aber erst interessanter wurden, nachdem er mit den Geschäftsnotizen des früheren Danziger Barbiers fertig war und an die Mitteilungen des Lehrers kam, die bald Geburten, Todesfälle oder Hochzeiten in der Familie oder im Bekanntenkreise, bald politische Tagesereignisse betrafen. So handelten beinahe ganze drei Seiten unter dem Datum des 20. September 1819 von der Ermordung des russischen Agenten Kotzebue durch den Studenten Sand. Immer weiter blätterte Hilgener, verweilte aber besonders lange bei den eingeklebten Briefen des Joseph Meinert, die alle mit Ausnahme des letzten, eben jenes mit dem rätselhaften Inhalt, aus Konstantinopel abgesandt waren. Doch vergebens suchte er darin nach irgend einer Bemerkung,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1908, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Tagebuch_eines_Irren.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)