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Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9)

werde ich Ihnen jetzt zunächst das verlangte Schriftstück ausstellen, und dann – meine Neugier ist wohl zu begreifen – geben Sie mir, bitte, nähere Auskunft.“

„Ich deutete in meinem Schreiben bereits an,“ erklärte Hilgener, nachdem er das fertige Schreiben sorgfältig in seiner Brieftasche verwahrt hatte, „daß es sich um eine vor langen Jahren verborgene Kriegsbeute handelt. Diese wurde kurz vor der Seeschlacht von Navarino von dem Oberbefehlshaber der türkisch-ägyptischen Flotte, der sie bis dahin auf seinem Flaggschiff untergebracht hatte, in der Nähe jener Hafenstadt etwa fünfhundert Meter von der Küste am Fuße eines mit drei Eichen bestandenen Hügels vergraben. Dort ruht sie noch heute.“

Theotokis hatte bei dem Namen Navarino erstaunt ausgehorcht. Jetzt glitt ein Lächeln über sein Gesicht. „Also Navarino! Das habe ich allerdings nicht erwartet. Nun – es ist nur gut, daß der Vertrag mit der englischen Gesellschaft bereits abgeschlossen ist, die von uns auf zehn Jahre das Recht erworben hat, in der Bai von Navarino allein die während jener Seeschlacht gesunkenen Schiffe zu heben oder durch Taucher etwaige Kostbarkeiten dem Meeresgrunde entreißen zu lassen. Denn ob jenes Syndikat uns das Privileg so teuer bezahlt hätte, wenn Ihre Entdeckung vorher bekannt geworden wäre, möchte ich doch bezweifeln. Ich muß sogar jetzt annehmen, daß die Engländer vielleicht auch auf irgend eine Weise von diesem Kriegsschatz gehört haben, den sie allerdings noch auf der ‚Alexandria‘ vermuten werden, und nur in der Hoffnung auf diesen Fund die von uns geforderte Abfindungssumme für das Privileg anstandslos entrichteten. – Unser Geschäft, Herr Hilgener, wird jedenfalls

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Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1908, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Tagebuch_eines_Irren.pdf/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)