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Ich rieche förmlich das Außergewöhnliche. In dieser Beziehung habe ich mich noch nie getäuscht.“

Er holte das Kursbuch wieder hervor, schlug die Eisenbahnkarte von Ostdeutschland auf und:

„Holla! Da haben wir’s ja schon. Also an der Bahnlinie Stettin-Danzig, unweit von Stolp, das paßt ja vorzüglich. Die Sache wird gemacht.“

Er klingelte und befahl dem eintretenden Lemke, sofort ein Antwortschreiben für Friedrich Müller aufzusetzen des Inhalts, daß er in den nächsten Tagen in Gauben eintreffen würde.




3. Kapitel.
Die gescheiterte Brigg.

Auf die drei furchtbaren Sturmtage mit ihren anhaltenden Regengüssen war endlich wieder ein sonnenklarer Tag gefolgt. Noch grollte die See, warf noch immer den weißen Gischt ihrer sich überstürzenden Wogen bis zu dem hölzernen Bootssteg hinauf, der bei jedem Anprall der Wasserberge zitterte, stöhnte und ächzte wie ein gepeinigtes, gereiztes Tier.

Mit dem Nachlassen des Orkans und unter den scheinbar die Natur zum Frieden mahnenden, besänftigenden Strahlen des heute vom wolkenlosen, blauen Augusthimmel herableuchtenden Tagesgestirns beruhigten sich die aufgepeitschten Wogen zusehends, wurden kleiner, zahmer, sodaß bereits mehrere Boote des holsteinischen Fischerdorfes es gewagt hatten, nach der großen Brigg hinauszurudern, die dort draußen, den Bug hochaufgerichtet und ihrer gesamten Takelage beraubt, auf der etwa fünfhundert Meter vom Strande

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)