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Frau Käti nickte traurig vor sich hin.

„Wenn Sie wüßten,“ sagte sie leise und preßte die Finger des jungen Mädchens mit fast schmerzhaftem Druck. „Oh dieses Entsetzen, wenn so plötzlich die Vergangenheit vor einem wieder auftaucht, wenn Erinnerungen wachwerden, die mich mit Abscheu und Grauen erfüllen –“

Und plötzlich, ganz unvermittelt, sprang sie dann auf und sagte hastig:

„Kommen Sie, Rita, wir wollen gehen. Es ist zu heiß hier am Strande.“

In demselben Augenblick näherte sich wieder eines der Fischerboote, die nach der Brigg hinausgefahren waren, dem Stege. Fluchtartig eilte Frau Käti davon, indem sie ihr unglückliches, schwachsinniges Kind mit sich zog.

***

Heinz Gerster hatte den alten Fischer Iversen bei Seite genommen und suchte von ihm zu erfahren, weswegen sie so plötzlich wieder umgekehrt und nach dem gestrandeten Fahrzeug zurückgerudert waren.

„Ja, sehen Sie, Herr Doktor,“ sagte der Alte, „das war nu ’ne dolle Sach’. Also wir fanden da drüben an Bord einen einzigen Herrn, einen Passagier der „Karola“. So heißt nämlich die Brigg. Die anderen, ja, die hat alle die See verschlungen – alle. Die Leichen werden wohl bald an den Strand getrieben werden. Aber ob grad’ hier bei uns, ist fraglich. Der Herr von der „Karola“ packte denn nu seinen Koffer in unser Boot, und wir stießen ab. Mit ’en Mal, dicht an ’en Bootssteg, bückt er sich und sagt so recht barsch: „Augenblicklich umkehren. Ich hab’ was vergessen. Zehn Mark gibt’s, wenn Ihr Euch beeilt.“ – Na, zehn Mark!! Wir taten’s. Dann kletterte er wieder allein auf die „Karola“ zurück. Wir

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/25&oldid=- (Version vom 25.7.2016)