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Nach dem Mittagessen legte er sich in dem schattigen Garten in seine Hängematte und versuchte die Zeit bis zum Kaffee zu verschlafen.

Endlich konnte er sich auf den Weg zu der Frau Käti Deprouval machen.

Er fand das Nest leer.

„Plötzlich abgereist,“ sagte ihr Wirt achselzuckend. „Hier – diesen Brief soll ich Ihnen abgeben, Herr Doktor.“

Heinz Gerster riß den Umschlag auf und las – las – –

„Lieber Freund!

In unser beider Interesse halte ich es für das Beste, ohne langen Abschied von Ihnen zu gehen. Suchen Sie mich zu vergessen! Es muß sein. Und – nochmals danke ich Ihnen für alles das, was Sie mir gegeben haben durch Ihre zarte, vornehme Aufmerksamkeit, Ihre sorgende Freundschaft.

Leben Sie wohl! Auf ewig!

K. D.“

Heinz Gerster atmete schwer. Ihn fröstelte plötzlich. Und dann eilte er seinem Heime zu. Ohne rechts oder links zu blicken schritt er hastig dahin. Käti hatte recht. Er mußte vergessen! – Sie war ja nicht frei, hatte einen Gatten, ein Kind! Und dies Vergessen sollte ihm seine Arbeit bringen. Schon so oft war diese seine beste Trösterin gewesen.




Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/27&oldid=- (Version vom 25.7.2016)