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in der finsteren Nacht in den großen Garten hinabschleichen. Wir setzten uns im Schatten einer Linde mit weitüberhängenden Ästen auf eine Bank und warteten. Nach einer Stunde etwa – es mag gegen elf Uhr gewesen sein – packte Müller plötzlich meinen Arm und flüsterte ganz heiser … „da … da …“ – der Mond war gerade von Wolken entblößt, und in dieser Dämmerung erblickte ich ganz deutlich eine hohe Gestalt, die beinahe feierlich langsam auf die Kapelle zuschritt.“

„Danke. Das übrige hat mir Ihr Mieter genau mitgeteilt. Die Acetylen-Laterne verlöschte plötzlich, Müller stand wie festgebannt und der Geist verschwand in der Kapelle. – Und was taten Sie währenddessen, Herr Wernicke?“

„Ich … ich saß an allen Gliedern zitternd auf der Bank, vermochte mich nicht zu rühren, war wie gelähmt,“ stotterte der dicke Herr, „und hätte nimmer gewagt der Erscheinung gegenüberzutreten wie Herr Müller dies riskierte,“ fügte er ehrlich hinzu.

Fritz Schaper strich sich nachdenklich über das Kinn. Und erst nach einer geraumen Weile fragte er …

„Herr Müller hat Ihnen wohl mitgeteilt, daß ich den Fall hier übernehmen will?“

„Ja. Gestern schickte er Hartung zu mir. Er selbst ist nämlich krank.“

„Krank? Seit wann denn?“

„Seit fünf Tagen, soweit ich mich erinnere. Gesichtsreißen und Gicht, sagte Hartung.“

Wieder schaute der Detektiv grübelnd vor sich hin.

„Haben Sie den Geist noch ein zweites Mal gesehen, Herr Wernicke?“ fragte er darauf.

„Nein. Verspüre auch keine Lust dazu. Ich war froh, als ich wieder daheim in meinem Bett lag.“

Schaper erhob sich. „Dann will ich nicht weiter

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/41&oldid=- (Version vom 25.7.2016)