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Trotzdem schüttelte der Schriftsteller zweifelnd den Kopf.

„Es sind doch schließlich nur Vermutungen,“ meinte er. „Es kann so sein – kann aber auch nicht so sein.“

„Gut, ich erkenne Ihre Bedenken an, möchte Ihnen aber doch nur eins vorhalten: Gerade, daß Charlotte Wendel jetzt, ausgerechnet zwei Tage nachdem der Fremde in Danzig auftauchte, nach Berlin gefahren ist, gibt mir die Überzeugung, daß meine Annahme stimmt. Ich stelle mir die Sache so vor. Deprouval ist sofort nach Beendigung seiner erfolgreichen Ermittlungen von Danzig nach München gefahren. Hier erfuhr er, daß zu seinem Pech die Millionenerbin, an die er sich zu irgendwelchen Zwecken heranmachen wollte, bei seiner Frau als Erzieherin in Stellung war. Mithin erschien es ihm zu gefährlich, seine weiteren Pläne in der Isarstadt sozusagen unter den Augen seiner Gattin zur Durchführung zu bringen. Er fuhr also schleunigst nach Berlin zurück und verstand es, das junge Mädchen dorthin zu locken, wahrscheinlich durch einen Brief, in dem er ihr gewisse Andeutungen über die ihrer wartenden Erbschaft machte. Eine Depesche hätte diesen Zweck nicht erreicht. Es muß ein längeres Schreiben gewesen sein. – Nun, Verehrtester, was sagen Sie hierzu?“

„Ich bewundere ehrlich Ihren Scharfsinn. Und die Möglichkeit, daß Ihre Schlüsse stimmen, gebe ich gern zu. Mehr nicht.“

„Sind Sie aber hartnäckig!“ lachte der Detektiv. „Trotzdem hoffe ich noch aus dem Saulus einen Paulus zu machen, und zwar sehr bald. Ich werde gleich nach unserer Ankunft in Berlin eine Kabeldepesche an die Polizei in Kimberley aufgeben und um das genaue Signalement des Buchhalters, der die Erbschaftsräubereien

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)