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Als Fritz Schaper am nächsten Morgen sein Büro gegen zehn Uhr betrat – er hatte sich einmal wieder gehörig ausschlafen wollen – meldete Lemke ihm sofort, daß Kurt Hiller aus München, vor etwa einer Stunde, antelephoniert und die jetzige Adresse der Frau Deprouval angegeben habe.

Schaper schaute bei dieser Nachricht recht ungläubig drein. Aber bald belehrte ihn sein Bürovorsteher, daß an diesem wunderbar schnellen Erfolg Hillers nicht mehr zu zweifeln sei.

„Famos!“ rief der Detektiv da. „Verbinden Sie mich mal schleunigst mit Herrn Gerster. Inzwischen sehe ich das Kursbuch ein. – Da haben wir’s schon. Karlsbad-Berlin – sehr günstig. – Donnerwetter, das ginge –!“

Als der junge Schriftsteller sich gegen halb zwölf in dem Detektivbüro einfand, wurde ihm der Bescheid [eröffnet][1], daß Herr Schaper soeben verreist, morgen früh neun Uhr aber bestimmt wieder zurück sei.

Pünktlich stellte er sich dann am folgenden Morgen bei Schaper ein und wurde auch sofort vorgelassen. Der Detektiv, der etwas müde und abgespannt aussah, begrüßte ihn mit warmer Herzlichkeit, bat ihn Platz zu nehmen und sagte darauf ganz unvermittelt:

„Frau Käti läßt herzlich grüßen, lieber Gerster. Es geht ihr gut und sie erwartet Sie heute oder morgen bei sich.“

Kein Wunder, daß der junge Schriftsteller zur Bildsäule erstarrte.

„Ist das Ernst oder Scherz?“ fragte er nach einer Weile unsicher, indem er den Detektiv ängstlich forschend anblickte.

„Mit Berufsdingen scherze ich nie. Frau Deprouval hält sich zur Zeit in Karlsbad, Hotel Kaiserhof, auf,“ erwiderte Schaper mit feinem Lächeln.

„Mithin waren Sie gestern dort,“ meinte Gerster


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Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)