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leicht gereizt. „Warum nahmen Sie mich nicht mit?“

Der Detektiv legte ihm begütigend die Hand auf die Schulter. „Weil ich erst das Terrain für Sie vorbereiten wollte, lieber Gerster,“ entgegnete er offen. „Frau Käti weiß jetzt durch mich, daß Sie treu zu ihr halten, mag in der Vergangenheit auch noch so viel Trauriges passiert sein und mag die Zukunft vielleicht nicht weniger Schmachvolles bringen. Sie wird nun die Scheidung sofort einleiten, was ja das einzig Richtige ist. So, wie die Dinge liegen, ist sie in spätestens einem Vierteljahr frei.“

Heinz Gerster streckte jetzt dem Detektiv beide Hände hin. Sein ehrliches Gesicht strahlte förmlich.

„Ich danke Ihnen, Schaper, danke Ihnen aus übervollem Herzen. Doch nun erzählen Sie. Sie können sich denken, wie ich vor Neugier brenne –“

„Nun: 11 Uhr 10 Minuten gestern vormittag nach Karlsbad, halb sechs Ankunft dort, halb sieben im Kaiserhof bei Frau Käti. Zusammen soupiert, alles erledigt, mit Nachtschnellzug wieder in Berlin!“

Gerster hatte schon seine Uhr hervorgeholt.

„Dann benutzte ich denselben Zug,“ erklärte er. „Sie müssen mich schon entschuldigen, lieber Schaper.“

Er griff nach Hut und Stock.

„Einen Moment noch,“ meinte der Detektiv. „Es dürfte Sie interessieren, daß ich mit meiner Vermutung, hinsichtlich der Reise Charlotte Wendels nach Berlin, recht hatte. Das junge Mädchen ist durch einen Brief aus München fortgelockt worden, der von Anfang bis zu Ende nichts als Schwindel war. Zum Glück besann sich Frau Deprouval auf die Adresse des Absenders, eines angeblichen Konsulatssekretärs Morrisson, hier, Bellevuestraße 8. Am besten, ich komme sofort mit. Denn diese Fährte muß verfolgt werden, so lange sie warm ist. Es handelt sich hier nämlich

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W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/74&oldid=- (Version vom 31.7.2018)