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Fenster, deren Glasscheiben längst herausgefallen waren, ein kleines Häufchen Sägemehl. Noch vier andere solcher Häufchen des gelblichen Holzpulvers entdeckte er, und alle diese lagen gerade unter den durch Wind und Wetter völlig aus ihrer Lage verschobenen Hauptstützbalken des Daches.

Schaper war mit einem Mal sehr nachdenklich geworden. Und dann kletterte er kurz entschlossen an dem Fensterkreuz empor und beleuchtete den einen der Stützbalken. Als er, bestaubt und beschmutzt und mit zerschundenen Händen, wieder zu ebener Erde angelangt war, lag in seinen Augen ein drohendes Flimmern.

„Unglaublich – unglaublich!“ murmelte er kopfschüttelnd vor sich hin. „Doch – ich muß Gewißheit haben –“

Nunmehr umschritt er langsam von außen das alte Bauwerk, welches stellenweise so dicht mit Efeu überwuchert war, daß die grünen Blätter einen undurchdringlichen Vorhang bildeten. Trotzdem tastete Fritz Schapers Hand Zentimeter für Zentimeter die Mauer ab. Da, wie er an die Rückseite gekommen war, umspannten seine Finger plötzlich einen dicken Strick, der anscheinend vom Dache herunterhing. Es war derselbe Strick, den des Detektivs scharfe Augen oben um den mittelsten Dachträger geschlungen, bemerkt hatten. –

Die Nacht verbrachte Fritz Schaper in einem nahen Getreideschober. Eingehüllt in seinen Mantel, schlief er traumlos und fest. Gegen neun Uhr morgens erwachte er. Nachdem er den zweiten Anzug wieder übergestreift und sich, so gut es ging, gesäubert hatte, schritt er auf Umwegen der Chaussee zu und wanderte zu Fuß bis zum nächsten größeren Dorfe, das eine Postagentur besaß. Hier gab er eine Depesche an seinen Bürovorsteher auf.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/84&oldid=- (Version vom 26.7.2016)