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„Haben Sie ihn gesehen oder Ihr Diener?“ meinte Schaper gleichgültig.

„Ich?! – Ich konnte mich gestern nicht rühren, so plagte mich die Gicht. – Nein, Hartung hatte das zweifelhafte Vergnügen.“

„Um welche Zeit läßt sich denn das famose Gespenst am häufigsten blicken?“ fragte der Detektiv.

„Zumeist so zwischen zehn und zwölf Uhr. Falls Sie schon heute nacht aufpassen wollen, würde ich Ihnen raten, sich kurz vor zehn in den Garten zu begeben.“

„Gewiß! Am liebsten schaute ich mir die sogenannte Prior-Kapelle etwas näher an.“

Müller glättete nervös die Falten der Decke.

„Davon würde ich abraten, Herr Schaper,“ sagte er unruhig. „Wenn das Wesen, das hier als Gespenst auftritt, wirklich aus Fleisch und Blut besteht, so wird es sich vielleicht dadurch, daß Sie vorher das Terrain besichtigen, abschrecken lassen und nicht zum Vorschein kommen.“

Der Detektiv wußte nur zu gut, weshalb er von der Kapelle ferngehalten werden sollte. Er hatte diesen Wunsch einer Inaugenscheinnahme der Örtlichkeit ja auch nur zum Schein geäußert.

„Hm, Ihre Bedenken muß ich anerkennen,“ sagte er jetzt. „Lassen wir’s also.“

Müller nickte befriedigt.

Schaper erhob sich. Doch Müller hielt ihn noch zurück.

„Einen Augenblick. – Ich habe noch eine Bitte. – In welcher Weise Sie gegen das graue Gespenst vorgehen, falls es sich heute zeigen sollte, ist mir gleichgültig. Nur bitte keine Gewalttat, die mir als dem Mieter dieses Grund und Bodens und als Ihrem Auftraggeber Unannehmlichkeiten bringen könnte. Am besten, Sie beschränken sich heute darauf, die Erscheinung

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W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)