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zu beobachten, lassen sie ruhig in der Kapelle verschwinden und folgen ihr schnell. Wir erfahren so wohl am sichersten, wo der Geist eigentlich bleibt.“

Schaper kostete es jetzt wirklich Mühe, seine Überraschung zu verbergen. – Kein Zweifel mehr: ihm galten die Vorbereitungen, die die drei Männer in der Nacht vorher getroffen hatten, ihm allein. Das ging klar aus der heuchlerischen Bitte dieses angeblichen Privatgelehrten hervor. Er sollte in die Kapelle gelockt werden, und dann – dann …

Den Detektiv überrieselte es eiskalt. Wirklich eine gütige Vorsehung hatte ihm den Gedanken eingegeben, heimlich zunächst einmal die Mönchsabtei und ihre Bewohner zu beobachten.

Seine Stimme klang gleichmütig wie zuvor, als er nun erwiderte:

„Dieselbe Absicht habe auch ich gehabt, Herr Müller. Von Gewaltanwendung, die strafrechtliche Folgen nachsichziehen könnte, kann natürlich keine Rede sein.“

„Denn also viel Glück zur Gespensterjagd, Herr Schaper – recht viel Glück!“ –

Schaper war mit dem Diener nach dem Garten gegangen, wo er neben demselben auf einer Bank verharrte. Jetzt, bei ruhigem Nachdenken, wurde ihm das Schurkische der Handlungsweise erst recht klar. Die ganze Situation spitzte sich zu einem Racheakt auf seine Person zu, das wurde ihm immer klarer.

Eine Bewegung Hartungs riß Fritz Schaper aus seinem Brüten auf.

Er blickte empor. Vor ihnen lag der mit gelbem Kies bestreute Weg, der zu der Tür der Prior-Kapelle führte. Mildes Mondlicht überstrahlte die Umgebung, schuf geheimnisvolle Schatten und reichte doch hin, um die Gestalt genau zu erkennen, die jetzt

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W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/89&oldid=- (Version vom 31.7.2018)