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sollte. Charlotte Wendel wurde ein ganzer Roman erzählt, der so geschickt ersonnen war, daß sie alles blindlings glaubte und sich in einem Zimmer des Obergeschosses verborgen hielt, wie dies von ihr verlangt wurde, angeblich, damit ihres Onkels Feinde dessen Fährte nicht entdecken sollten. Das Weitere wissen unsere Leser bereits aus dem ersten Teil dieses Berichtes – wie die drei Verbündeten, Timpsear, Shepperley und Deprouval, die schon früher miteinander befreundet gewesen und in ständigem Briefwechsel geblieben waren, das Dach der Kapelle so herrichteten, daß es durch einen Ruck an dem Tau einstürzen und infolge der unter den Balken angebrachten chemischen Zündstoffe, die durch Zerbrechen von dünnen Glasröhren in Brand geraten, sofort auch in Flammen aufgehen mußte. Der Anschlag mißglückte jedoch. Deprouval fand den Tod in der brennenden Ruine, die beiden anderen Verbrecher wurden festgenommen und Charlotte Wendel, die eine halbe Gefangene gewesen war, befreit. – Es bleibt nur noch nachzuholen, welche Absichten Deprouval mit dem jungen Mädchen gehabt hat. Da er sie schlauer Weise veranlaßt hatte, all ihre Legitimationspapiere mitzubringen, da er ferner wußte, daß nur dem alten Weiblein in dem Danziger Armenhause etwas über den Aufenthaltsort des jungen Mädchens bekannt war, jener Frau, der er durch sein Geldgeschenk für immer den Mund verschlossen zu haben glaubte, so gedachte er, wie Thomas Shepperley gleichfalls eingestanden hat, Charlotte Wendel sehr bald zu beseitigen und im Garten der Mönchsabtei zu verscharren. An ihrer Stelle sollte dann irgend ein anderes gleichaltriges Mädchen, das er durch Bestechung für seine Pläne gewinnen wollte, sich als Erbin melden, die durch die Ausweispapiere als die Nichte Albert Wendels auch anerkannt wäre und den Nachlaß erhalten hätte, den

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)