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„Stimmt … Das mußte ich wohl.“

Rätsel …

Eine Frage drängt sich mir auf die Lippen. Ich verschlucke sie schnell wieder …

„Jetzt wirst du schlafen, Olaf …“

Weiß Gott – müde genug war ich!

Gerda erneuerte dann noch meinen Stirnverband – ohne viel Worte …

„Du warst ungeheuer leichtsinnig.“ – Das war so ziemlich alles …

„Dein Geschenk war daran schuld,“ erlaubte ich mir ihr einen kleinen Hieb zu versetzen.

Sie schweigt. Ich schlafe ein …

So begann unser dreitägiges Leben ganz abseits vom Alltagswege. Drei volle Tage … Im engen Raum mit der Jugendgespielin, die ein reizendes junges Weib geworden. Und Mann und Weib in dieser erzwungenen Gemeinschaft, beide jung, – eine Gemeinschaft mit tausend intimen kleinen Beziehungen. Ich hatte mich für alle Zeit gewappnet geglaubt gegen das unnennbare Fluid der Weibesnähe. Man täuscht sich über sich selbst am meisten. Es gab Augenblicke, in denen die Liebe mir zusetzte wie einem brünstigen Tiere. Gerdas gleichmäßige Freundlichkeit war der kühlende Wasserstrahl.

Drei Tage ohne jede Aussicht, den Schuften da oben einen Streich spielen zu können, ohne Licht und Sonne, mit heimlichen Gängen in den Kielraum, mit mancherlei, das ich hier nur angedeutet habe.

Es war eine Gefangenschaft unter Begleitumständen, die an den Nerven zerrten. Es war nicht die Nähe des Weibes allein, das ich in dieser kurzen Spanne Zeit lieben gelernt – vielleicht war

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)