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Drei Tage …

In der Nacht nach Ablauf des dritten Tages merkten wir, daß der Kutter offenbar in einen Kanal zwischen Inseln eingelaufen war. Der Torstensen fuhr nicht nur mit halber Kraft, sondern schwankte überhaupt nicht mehr. Das Klatschen der Wellen gegen Bug und Bordwand hatte völlig aufgehört. Es war etwa elf Uhr, als ich diese Beobachtung machte. Gerda schlief bereits, – Gerda in ihrem blauen Wollsweater mit rotem Rande, den blauen, hoch aufgekrempelten Seemannshosen, den wollenen Strümpfen und den Leinenschuhen, Größe 45 – kleinere waren nicht aufzutreiben gewesen … Das war ihr Kostüm jetzt. – Sie schlief … Und ich saß und horchte. Ich hatte berechnet, daß der Kutter in diesen drei Tagen, wenn er beständig südwärts gefahren, den von Samuel und Manuel so häufig erwähnten Adelaide-Archipel bereits erreicht haben konnte. Und ich zweifelte nicht, daß die Nigger irgendwie in Erfahrung gebracht hatten, daß diese Insel-Wildnis Holger Jörnsens Ziel gewesen.

Ich horchte … Ja, der Motor arbeitete nur mit zwei Zylindern. Und an Deck blieb es heute unruhig … Man lief dauernd hin und her. Kommandorufe … bisweilen Stoppen der Maschine, – vieles deutete darauf hin, daß der Torstensen sich in unbekanntem gefährlichen Fahrwasser bewegte.

Eine leichte Erregung bemächtigte sich meiner. Ich fühlte geradezu, daß irgendeine Entscheidung nahe bevorstand.

Diese Erregung hielt mich bis ein Uhr wach. Dann streckte ich mich auf meine Decken aus und schlummerte schließlich doch ein. Es war jetzt

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)