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Hat Gerda nur geheuchelt, als sie so voller Haß ihn einen erbärmlichen Menschen nannte?! War Gerda nicht auf dem Fünfmaster gewesen – und hatte nicht der Weiße die bereits zum Tode Verurteilten befreit?!

Meine guten Zähne pressen sich in die Unterlippe. Jenes böse, verächtliche Lächeln, das mir, dem Verbitterten, vor Gericht damals vor zehn Monaten alle Sympathien dieser satten Spießer von Geschworenen verscherzt hat – nicht ein Mann war darunter, der mein ehrliches Aufbegehren zu würdigen wußte! – dieses Lächeln eines Ausgestoßenen verzerrt meine Züge … Ich fühle es …

Weiber – – alle gleich!

Gerda mit dem Anführer auf und davon – Gerda, Komödiantin – – genau wie jene, die den Meineid vor Gericht schwor – – Meineid, – meine Braut …!

Und doch – es schmerzt. Es war Liebe – war! Jetzt ist es Verachtung …

Gerda und er, – nun haben sie wohl Jörnsens Geheimnis ausspioniert, nun brauchten sie die Schwarzen nicht mehr … Gift – weg mit dem lästigen Anhängsel! Tote reden nicht …

Jörnsens Geheimnis!

Jörnsen schläft …

Darf ich jetzt noch länger schweigen?!

Nein, – – und ich bin schon neben dem Liegestuhl, rüttele den Alten … flüstere ihm zu …

„Leise! Ich muß dich allein sprechen, Käpten. Ich trage dich nach vorn …

Und samt den Decken nehme ich ihn in die Arme, setze ihn auf die Luke, lehne ihn an die kleine Ankerwinde. Der kurze Schlaf hat ihn sichtlich

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)